In der ersten regulären Ausstellung des Jahresprogramms „Der Palast ist leer“ treffen drei künstlerische Positionen aufeinander, die sich alle auf ihre ganz eigene Weise dem „Schönen“ widmen. So wirken die Malereien und Objekte der drei Künstlerinnen Verdiana Albano, Philippa Brück und Manuela Fersen aufgrund ihrer goldenen Farbigkeit, ihrer Opulenz und Motivwahl vor allem eins: „trés chic“.
Bernsteinfarbene Teller, goldene Reliquien und großformatige Blumenbilder – was sich nach feminin konnotiertem Kitsch anhört, entpuppt sich als tiefgründige Auseinandersetzung mit Vergänglichkeit, dem Verhältnis zwischen Mensch und Natur sowie der Infragestellung von Werthaftigkeiten.
Verdiana Albanos Skulpturen aus gegossenem Honig erinnern an Bernstein, doch schon durch leichte Änderungen der Temperaturverhältnisse im Raum können die Betrachtenden die Vergänglichkeit der Werke hautnah erfahren. Sowohl Struktur, als auch Oberfläche und Haptik der Honigobjekte verändern sich bereits nach kurzer Zeit und was zunächst wie für die Ewigkeit geschaffen erschien, erweist sich als äußerst flüchtig. Feinsinnig thematisiert die Künstlerin auf diese Weise den absurden Drang des Menschen, sich durch die Erschaffung von Dingen verewigen zu wollen.
Um die Ambivalenz des Verhältnisses von Mensch, Natur und Körperlichkeit sowie deren Wahrnehmung geht es auch in den Werken von Philippa Brück. In ihren Malereien verschmelzen Fragmente von Blumen, Pflanzen, menschlichen Körperteilen, Insekten und Landschaften zu neuen Körpern, die gleichzeitig aufzusprengen scheinen. Lebendigkeit trifft auf Zerfall, Schönes auf Morbides, bis die Betrachtenden nicht mehr sicher sind, was genau sie da eigentlich sehen.
Ähnlich irritierend wirken die achtlos zu einem Haufen aufgetürmten Goldbarren, Kronen und weiteren Luxusgüter in Manuela Fersens Arbeit. Als malerische Cut Outs an der Wand werden sie zu bloßen Symbolen von vergangenem Reichtum und längst abhanden gekommener Macht. Anhand der Objekte lassen sich ganz frei Geschichten imaginieren und Assoziationsketten bilden, die dazu anregen, mit anderen Besucher*innen der Ausstellung in Kontakt zu treten und sich auszutauschen.
Vernissage (2G+):
Freitag, 21.01.2022, 19 – 22 Uhr
weitere Öffnungszeiten (2G):
jeweils Freitag und Dienstag 19 – 21 Uhr; Samstag 15 – 18 Uhr
Verdiana Albano wurde 1993 in Meerane geboren. Studium des Design mit Schwerpunkt Fotografie und Bildhauerei an der Hochschule für Gestaltung Offenbach sowie am Sichuan Institute of Fine Arts in Chongqing, China.
Ausstellungen u.a.:
2019: „surrounded“, Beyond the Edges, Chongqing, China,
2021: „Tafelgold“, Miniaturen, Schlossmuseum Fulda
„Eat up!”, Mall of Berlin, Berlin
„Nothing half, nothing whole“, zweigeteilt – Artsalon, Museum Fünf Kontinente, München
Sie lebt und arbeitet in Frankfurt und Hamburg.
Philippa Brück wurde 1993 in Langen (Hessen) geboren. Studium der Theatermalerei an der HfBK Dresden sowie der Illustration an der HAW Hamburg.
Ausstellungen u.a.:
2020: Galerie im Elysée, Hamburg
„Kunst in der Kirche“, Tating
2021: „Hamburg im Lockdown“, Galerie im Elysée, Hamburg
„Weltenende“, Horror Vacuii, Leipzig
Sie lebt und arbeitet als freie Künstlerin und Illustratorin in Hamburg und Leipzig.
Manuela Fersen wurde 1969 in Bünde geboren. Studium der Visuellen Kommunikation an der FH Bielefeld sowie der Freien Kunst an der HfBK Braunschweig.
Ausstellungen u.a.:
2006: „Schatz! Ich geh baden!, Kunstverein Wolfenbüttel
2010: „Steve McQueen versucht eine Skulptur zu sein“, Kunstverein Herford
2011: „Angst“, Galerie Münsterland, Emsdetten
2020: „shining“, Glue-Berlin, Berlin
Sie lebt und arbeitet in Bad Wonder.