Mit und ohne Worte

Lesung und Künstlergespräch: Eva Borcherding im Dialog mit Tanja Hehmann und Thorsten Dittrich

3. April 2009, 19 Uhr

Kunst mit und Kunst ohne Worte. Eva Borcherding ist Bildendende Künstlerin und gleichzeitig Theaterregisseurin und Autorin. Sie liest einen kurzweiligen Text zu einer Begegnung von zwei Künstlern aus verschiedenen Genres, aus der Bildhauerei und aus dem Stummfilm: der weltberühmte Stummfilmmacher Charles Chaplin und die jung verstorbene amerikanische Bildhauerin Eva Hesse.

Beide kommen sie aus Welten, die mit wenig Worten oder ganz ohne Worte auskommen. Chaplins Filme benutzen bewegende Bilder und stumme Handlungen, sie brauchen wenig Dialog. Eva Hesse lebte ganz in der wortkargen Welt ihrer Bildhauerei – konzeptionell durchdacht, fragil und humorvoll. Doch haben sich die beiden Künstlerpersönlichkeiten, als sie aufeinander treffen, manches zu sagen…

Die Bühne für die Lesung zu Eva Hesse und Charly Chaplin ist die aktuelle Ausstellung „oder hinter dir zerrissen“ der Künstlerin Tanja Hehmann. Im Anschluss an die Lesung von Eva Borcherding wird es ein Gespräch der beiden Künstlerinnen geben. – Auch sie haben sich manches zu sagen. Moderieren wird der Künstler und Kunsthistoriker Thorsten Dittrich, der wie Tanja Hehmann zu den Gründungsmitgliedern von nachtspeicher23 zählt.

Eva und Charly
Szenenausschnitt: von E. Borcherding

Eva Hesse: Regen! Es regnet!

Chaplin klappt den Kragen von seinem Jackett auf und ist froh, den Hut auf dem Kopf zu haben. Großzügig spannt er pantomimisch für Eva seinen Stock als Regenschirm auf und bietet ihn ihr an…

Chaplin: Herrliches Kino-Wetter! Wie wär’s mit einem Film? ‘Rampenlicht’ im englischen Original?

Eva klatscht übertrieben in die Hände und stürzt jauchzend auf Chaplin zu.

Eva: But I love you! I do, I do, I do! I’ve waited for this moment. I’ve wanted to say it for so long: I just love you…!

Sie hält sich an ihm fest und lacht über sein säuerliches Gesicht.

Chaplin: Da ging es wenigstens um echte Gefühle! Von welcher Liebe haben Sie denn gesprochen, als Sie meinten, ich wäre zynisch…? Sie kennen doch nur Habenwollen, Haben, Haben! Liebe – das ist, sich zu verschenken, sich schutzlos wegzugeben! Sie, Sie drehen sich nur um sich selbst!

Eva dreht sich wie ein Brummkreisel im Kreis und steuert auf Chaplin zu.

Eva: Eminenz, Sie fallen mit ihrem Anzug hier zu sehr auf! Sie werden erkannt: Wir müssen die Kleider tauschen!

Chaplin: Ja, an die Arbeit. Marsch, marsch!

Trotzdem rührt er sich nicht.

Eva: Wir kommen auf der Straße nicht weit. Sie werden sofort erkannt… Ich brauche Sie!

Chaplin: Frauen wie Sie langweilen sich mit ihren Liebhabern. Es ödet sie an, wenn jemand sagt: Ich liebe dich! Dann ist’s vorbei! Der Mensch ist nichts mehr wert. Aber glücklich sein, das können Sie nicht…

Copyright Text & Bild Eva Borcherding HDH 2009 – borcherding.eva(at)gmail.com

Kunst mit und Kunst ohne Worte. Eva Borcherding ist Bildendende Künstlerin und gleichzeitig Theaterregisseurin und Autorin. Sie liest einen kurzweiligen Text zu einer Begegnung von zwei Künstlern aus verschiedenen Genres, aus der Bildhauerei und aus dem Stummfilm: der weltberühmte Stummfilmmacher Charles Chaplin und die jung verstorbene amerikanische Bildhauerin Eva Hesse.

Beide kommen sie aus Welten, die mit wenig Worten oder ganz ohne Worte auskommen. Chaplins Filme benutzen bewegende Bilder und stumme Handlungen, sie brauchen wenig Dialog. Eva Hesse lebte ganz in der wortkargen Welt ihrer Bildhauerei – konzeptionell durchdacht, fragil und humorvoll. Doch haben sich die beiden Künstlerpersönlichkeiten, als sie aufeinander treffen, manches zu sagen…

Die Bühne für die Lesung zu Eva Hesse und Charly Chaplin ist die aktuelle Ausstellung „oder hinter dir zerrissen“ der Künstlerin Tanja Hehmann. Im Anschluss an die Lesung von Eva Borcherding wird es ein Gespräch der beiden Künstlerinnen geben. – Auch sie haben sich manches zu sagen. Moderieren wird der Künstler und Kunsthistoriker Thorsten Dittrich, der wie Tanja Hehmann zu den Gründungsmitgliedern von nachtspeicher23 zählt.

Eva und Charly
Szenenausschnitt: von E. Borcherding

Eva Hesse: Regen! Es regnet!

Chaplin klappt den Kragen von seinem Jackett auf und ist froh, den Hut auf dem Kopf zu haben. Großzügig spannt er pantomimisch für Eva seinen Stock als Regenschirm auf und bietet ihn ihr an…

Chaplin: Herrliches Kino-Wetter! Wie wär’s mit einem Film? ‘Rampenlicht’ im englischen Original?

Eva klatscht übertrieben in die Hände und stürzt jauchzend auf Chaplin zu.

Eva: But I love you! I do, I do, I do! I’ve waited for this moment. I’ve wanted to say it for so long: I just love you…!

Sie hält sich an ihm fest und lacht über sein säuerliches Gesicht.

Chaplin: Da ging es wenigstens um echte Gefühle! Von welcher Liebe haben Sie denn gesprochen, als Sie meinten, ich wäre zynisch…? Sie kennen doch nur Habenwollen, Haben, Haben! Liebe – das ist, sich zu verschenken, sich schutzlos wegzugeben! Sie, Sie drehen sich nur um sich selbst!

Eva dreht sich wie ein Brummkreisel im Kreis und steuert auf Chaplin zu.

Eva: Eminenz, Sie fallen mit ihrem Anzug hier zu sehr auf! Sie werden erkannt: Wir müssen die Kleider tauschen!

Chaplin: Ja, an die Arbeit. Marsch, marsch!

Trotzdem rührt er sich nicht.

Eva: Wir kommen auf der Straße nicht weit. Sie werden sofort erkannt… Ich brauche Sie!

Chaplin: Frauen wie Sie langweilen sich mit ihren Liebhabern. Es ödet sie an, wenn jemand sagt: Ich liebe dich! Dann ist’s vorbei! Der Mensch ist nichts mehr wert. Aber glücklich sein, das können Sie nicht…

Copyright Text & Bild Eva Borcherding HDH 2009 – borcherding.eva(at)gmail.com