BIS ALLE EGAL SIND

Eine Ausstellung von Sara Wahl

22. bis 24. November 2019

In meinem Langzeitprojekt mit dem Titel Ghostwritersbefasse ich mich mit den Imitationen indexikalischer Spuren körperlicher Arbeit und gelebter Zeit in Mode und Design. Das darin enthaltene Moment der Aneignung und performativer Re-Inszenierung von (Arbeiter)Klasse wird durch meine Recherchen in einem historischen Rahmen kontextualisiert.
Im begleitenden Bildarchiv sammle ich Fotografien und Werbegrafiken, die diesbezügliche Zusammenhänge ab dem Beginn der industriellen Baumwollproduktion dokumentieren. Damals werden durch den Sklaven- und Baumwollhandel globale Handelsrouten etabliert und im Zuge dessen in Europa und Nordamerika Kapital akkumuliert. Während sich in der Folge diese Regionen auf die kapital- und ressourcenintensive Entwicklung von Technologien spezialisieren können, wird arbeitsintensive Massenproduktion seit der Kolonialzeit in ärmere Weltregionen ausgegliedert. Die zunehmende Distanz Jugendlicher in den Industrienationen gegenüber körperlicher Arbeit ermöglicht ab den 50er Jahren erst das modische Potential von Arbeitskleidung.

Ursprünglich für den Bergbau entwickelt, wird die Jeans damals zum Mittel der Abgrenzung und Rebellion gegen ältere Generationen. Die spezielle Eigenschaft des Jeansstoffs, bei dem einzelne Fasern nur an- und nicht durchgefärbt werden, je nach Gebrauch charakteristische Abnutzungsspuren abzubilden, erweist sich als verkaufsfördernd. Bis heute werden laut Werbung Jeans dadurch zu einem individuellen Produkt, das vom Leben/ von Aktivitäten ihrer Besitzer_innen erzählt. In Folge kommt es allgemein zur Integration von Löchern in Massenmode, ursprünglich ein Zeichen von Rebellion in Subkultur. Die Abnutzungsspurenlooks werden als worn, used, ripped, distressed und destroyed verkauft. Letztlich bleiben diese aber durch erkennbare Komposition und Details als gewollt erkennbar und heben sich so explizit von möglicher Alternativlosigkeit durch Armut oder Arbeitsmigration ab: ein exemplarisch hegemonialer Akt der Distinktion.

Meine Arbeit befasst sich insbesondere damit, dass bei bereits abgenutzt vorproduzierter Ware jedoch gerade nicht Aktivität des Tragenden abgebildet wird, sondern genaugenommen die Arbeit der Anderen, der outgesourcten Arbeiterklasse (Ghostwriters). Mit readymade-artigen Objekten, performativen Installationen und Videoarbeiten transformiere ich diese Aneignungs- und Imitationsprozesse zu Befragungen des kollektiven Unbewussten

Sara Wahl
*1986 in Ulm
2014 – 2017 Master in Critical Studies an der Akademie der bildenden Künste Wien (betreut von Diedrich Diederichsen und Monica Bonvicini)
2010 – 2011 Meisterschülerin bei Franz Ackermann
2010 Diplom Freie Kunst
2005 – 2011 Studium Freie Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe

Ausstellungen (Auswahl)

  • 2019 Ghostwriter, nachtspeicher23, Hamburg (solo – upcoming)
  • 2019 Hydra – Goldrausch Künstlerinnen 2019, Haus am Kleistpark, Berlin (group)
  • 2019 Nordbecken Festival 2019, Nordbecken, Karlsruhe (group)
  • 2018 VIII. Tashkent Biennale, Tashkent, Usbekistan (group)
  • 2018 Blue Collaring, Herrenhaus Edenkoben, Edenkoben, D (solo)
  • 2018 Rip-off, The Rotten Bar, Karlsruhe, D (solo)
  • 2017 Distinctions, E.24, Akademie der bildenden Künste Wien, AT (solo)
  • 2016 Premises, Projektraum Hirschstraße45, Karlsruhe, DE (solo)
  • 2016 Temporäre Kunsthalle Neukölln, Berlin, DE (group)
  • 2016 Karlsruhe Transfer, Städtische Galerie, Krasnodar, RU (group)
  • 2015 The given and the made, Kunstverein Freiburg, DE (group)
  • 2015 New Harmony, Im Hinterzimmer, Karlsruhe, DE (mit Ana Navas)
  • 2015 LIP15, Istanbul, TR (group)
  • 2015 Höhenluft 10, Ettlinger Kunstverein, DE (group)
  • 2014 Planetarium, Werders Wohnzimmer, Karlsruhe, DE (group)
  • 2014 The Unknown Always Seems Sublime, Im Hinterzimmer, Karlsruhe, DE (group)
  • 2013 Ahnen, Luis Leu, Karlsruhe, DE (group)
  • 2013 Anthropozänta, Helmbrechts, DE (group)
  • 2013 Pawlows Paradoxon, Letschebacher Kunstverein, Durlach, DE (solo)
  • 2013 Woods – On Identification With Lost Causes (kuratiert von Laurence Rickels), Zwinger Galerie, Berlin, DE (group)
  • 2012 Forumkunst, Regierungspräsidium Karlsruhe, DE(group)
  • 2012 Warme Maschinen, Im Hinterzimmer, Karlsruhe, DE(solo)
  • 2012 Schlagworte,Poly Produzentengalerie, Karlsruhe, DE(solo)
  • 2012 UND7,Alter Schlachthof,Karlsruhe, DE (group)
  • 2011 Regionale 11,Accélérateur de particules, Strasbourg, Frankreich, FR(group)
  • 2011 Höhenluft 1, Kunstverein Ettlingen, DE(group)
  • 2011 Graduiertenausstellung, Kunstakademie Karlsruhe, DE(group)
  • 2011 Top 11, Ulmer Museum, Ulm, DE (group)
  • 2011 Zweifellos Zwischenträger,Bauhausvilla Gellertstraße, Karlsruhe, DE (group)
  • 2010 Academy of Fine Arts Karlsruhe Students Exhibition, Pecs, HU (group)
  • 2010 Dazwischen,Kunstverein Bad Rappenau, DE (group)

Screenings

  • 2016 Jubelbrunnen, Fabrika Project, Moskau, RU

Bibliographie
as visual artist

  • 2019 Katalog GHOSTWRITER / Katalog HYDRA – GOLDRAUSCH 2019
  • 2018 Are We All Workers (Artistbook)
  • 2017 Brutal Distinctions (Artistbook)
  • 2015 DESTRUCTIBLE REALIDAD (Artistbook)
  • 2015 THE RATTAN BOOK (Artistbook)
  • 2015 (B) Get Sexy (Artistbook)
  • 2015 Katalog Höhenluft ’10
  • 2013 Publikation WOODS – on identification with lost causes (von Prof. Laurence Rickels)
  • 2012 Katalog FORUMKUNST
  • 2011 Katalog REGIONALE 11
  • 2011 Katalog TOP 11
  • 2010Publikation FORMATIONEN

as writer / curator:

  • 2018 Ausstellungstext, IRA KONYUKHOVA, IF YOU WON`T COME I WILL DIE (Text)
  • 2016 BLÜHENDES GIFT. Mumok / Verlag der Buchhandlung Walther König (Text)

Sammlung

  • Kunstsammlung des Landes Baden-Württemberg (D)

Stipendien, Förderungen und Preise

  • 2019 Goldrausch Künstlerinnen Projekt, Berlin
  • 2018 Residenzstipendium Herrenhaus Edenkoben
  • 2012 Forumkunst, Regierungspräsidium Karlsruhe, Kunstförderung
  • 2012 Auslandsstipendium,Landesgraduiertenförderung Baden-Württemberg
  • 2011 Förderpreis Junge Kunst Stadt Ulm
  • 2010 Reisestipendium, Freundeskreis der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe

Fotos von der Ausstellung

In meinem Langzeitprojekt mit dem Titel Ghostwritersbefasse ich mich mit den Imitationen indexikalischer Spuren körperlicher Arbeit und gelebter Zeit in Mode und Design. Das darin enthaltene Moment der Aneignung und performativer Re-Inszenierung von (Arbeiter)Klasse wird durch meine Recherchen in einem historischen Rahmen kontextualisiert.
Im begleitenden Bildarchiv sammle ich Fotografien und Werbegrafiken, die diesbezügliche Zusammenhänge ab dem Beginn der industriellen Baumwollproduktion dokumentieren. Damals werden durch den Sklaven- und Baumwollhandel globale Handelsrouten etabliert und im Zuge dessen in Europa und Nordamerika Kapital akkumuliert. Während sich in der Folge diese Regionen auf die kapital- und ressourcenintensive Entwicklung von Technologien spezialisieren können, wird arbeitsintensive Massenproduktion seit der Kolonialzeit in ärmere Weltregionen ausgegliedert. Die zunehmende Distanz Jugendlicher in den Industrienationen gegenüber körperlicher Arbeit ermöglicht ab den 50er Jahren erst das modische Potential von Arbeitskleidung.

Ursprünglich für den Bergbau entwickelt, wird die Jeans damals zum Mittel der Abgrenzung und Rebellion gegen ältere Generationen. Die spezielle Eigenschaft des Jeansstoffs, bei dem einzelne Fasern nur an- und nicht durchgefärbt werden, je nach Gebrauch charakteristische Abnutzungsspuren abzubilden, erweist sich als verkaufsfördernd. Bis heute werden laut Werbung Jeans dadurch zu einem individuellen Produkt, das vom Leben/ von Aktivitäten ihrer Besitzer_innen erzählt. In Folge kommt es allgemein zur Integration von Löchern in Massenmode, ursprünglich ein Zeichen von Rebellion in Subkultur. Die Abnutzungsspurenlooks werden als worn, used, ripped, distressed und destroyed verkauft. Letztlich bleiben diese aber durch erkennbare Komposition und Details als gewollt erkennbar und heben sich so explizit von möglicher Alternativlosigkeit durch Armut oder Arbeitsmigration ab: ein exemplarisch hegemonialer Akt der Distinktion.

Meine Arbeit befasst sich insbesondere damit, dass bei bereits abgenutzt vorproduzierter Ware jedoch gerade nicht Aktivität des Tragenden abgebildet wird, sondern genaugenommen die Arbeit der Anderen, der outgesourcten Arbeiterklasse (Ghostwriters). Mit readymade-artigen Objekten, performativen Installationen und Videoarbeiten transformiere ich diese Aneignungs- und Imitationsprozesse zu Befragungen des kollektiven Unbewussten

Sara Wahl
*1986 in Ulm
2014 – 2017 Master in Critical Studies an der Akademie der bildenden Künste Wien (betreut von Diedrich Diederichsen und Monica Bonvicini)
2010 – 2011 Meisterschülerin bei Franz Ackermann
2010 Diplom Freie Kunst
2005 – 2011 Studium Freie Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe

Ausstellungen (Auswahl)

  • 2019 Ghostwriter, nachtspeicher23, Hamburg (solo – upcoming)
  • 2019 Hydra – Goldrausch Künstlerinnen 2019, Haus am Kleistpark, Berlin (group)
  • 2019 Nordbecken Festival 2019, Nordbecken, Karlsruhe (group)
  • 2018 VIII. Tashkent Biennale, Tashkent, Usbekistan (group)
  • 2018 Blue Collaring, Herrenhaus Edenkoben, Edenkoben, D (solo)
  • 2018 Rip-off, The Rotten Bar, Karlsruhe, D (solo)
  • 2017 Distinctions, E.24, Akademie der bildenden Künste Wien, AT (solo)
  • 2016 Premises, Projektraum Hirschstraße45, Karlsruhe, DE (solo)
  • 2016 Temporäre Kunsthalle Neukölln, Berlin, DE (group)
  • 2016 Karlsruhe Transfer, Städtische Galerie, Krasnodar, RU (group)
  • 2015 The given and the made, Kunstverein Freiburg, DE (group)
  • 2015 New Harmony, Im Hinterzimmer, Karlsruhe, DE (mit Ana Navas)
  • 2015 LIP15, Istanbul, TR (group)
  • 2015 Höhenluft 10, Ettlinger Kunstverein, DE (group)
  • 2014 Planetarium, Werders Wohnzimmer, Karlsruhe, DE (group)
  • 2014 The Unknown Always Seems Sublime, Im Hinterzimmer, Karlsruhe, DE (group)
  • 2013 Ahnen, Luis Leu, Karlsruhe, DE (group)
  • 2013 Anthropozänta, Helmbrechts, DE (group)
  • 2013 Pawlows Paradoxon, Letschebacher Kunstverein, Durlach, DE (solo)
  • 2013 Woods – On Identification With Lost Causes (kuratiert von Laurence Rickels), Zwinger Galerie, Berlin, DE (group)
  • 2012 Forumkunst, Regierungspräsidium Karlsruhe, DE(group)
  • 2012 Warme Maschinen, Im Hinterzimmer, Karlsruhe, DE(solo)
  • 2012 Schlagworte,Poly Produzentengalerie, Karlsruhe, DE(solo)
  • 2012 UND7,Alter Schlachthof,Karlsruhe, DE (group)
  • 2011 Regionale 11,Accélérateur de particules, Strasbourg, Frankreich, FR(group)
  • 2011 Höhenluft 1, Kunstverein Ettlingen, DE(group)
  • 2011 Graduiertenausstellung, Kunstakademie Karlsruhe, DE(group)
  • 2011 Top 11, Ulmer Museum, Ulm, DE (group)
  • 2011 Zweifellos Zwischenträger,Bauhausvilla Gellertstraße, Karlsruhe, DE (group)
  • 2010 Academy of Fine Arts Karlsruhe Students Exhibition, Pecs, HU (group)
  • 2010 Dazwischen,Kunstverein Bad Rappenau, DE (group)

Screenings

  • 2016 Jubelbrunnen, Fabrika Project, Moskau, RU

Bibliographie
as visual artist

  • 2019 Katalog GHOSTWRITER / Katalog HYDRA – GOLDRAUSCH 2019
  • 2018 Are We All Workers (Artistbook)
  • 2017 Brutal Distinctions (Artistbook)
  • 2015 DESTRUCTIBLE REALIDAD (Artistbook)
  • 2015 THE RATTAN BOOK (Artistbook)
  • 2015 (B) Get Sexy (Artistbook)
  • 2015 Katalog Höhenluft ’10
  • 2013 Publikation WOODS – on identification with lost causes (von Prof. Laurence Rickels)
  • 2012 Katalog FORUMKUNST
  • 2011 Katalog REGIONALE 11
  • 2011 Katalog TOP 11
  • 2010Publikation FORMATIONEN

as writer / curator:

  • 2018 Ausstellungstext, IRA KONYUKHOVA, IF YOU WON`T COME I WILL DIE (Text)
  • 2016 BLÜHENDES GIFT. Mumok / Verlag der Buchhandlung Walther König (Text)

Sammlung

  • Kunstsammlung des Landes Baden-Württemberg (D)

Stipendien, Förderungen und Preise

  • 2019 Goldrausch Künstlerinnen Projekt, Berlin
  • 2018 Residenzstipendium Herrenhaus Edenkoben
  • 2012 Forumkunst, Regierungspräsidium Karlsruhe, Kunstförderung
  • 2012 Auslandsstipendium,Landesgraduiertenförderung Baden-Württemberg
  • 2011 Förderpreis Junge Kunst Stadt Ulm
  • 2010 Reisestipendium, Freundeskreis der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe

Fotos von der Ausstellung