DIGITALE KNOTENPUNKTE. DAS NETZWERK DER ZUKUNFT

22.03 bis 06.04 2025

kuratiert von Marcus Boxler und Peggy Schoenegge

mit Arbeiten von Patricia Detmering und Dagmar Schürrer

Window Screening mit Arbeiten von Yvon Chabrowski, Ornella Fieres, Nadine Kolodziey, Clemens Schöll & Ortrun Bargholz, Robert Seidel, Ivonne Theinkuratiert von Marcus Boxler und Peggy Schoenegge

Laufzeit: 22.03. – 06.04.2025 | Eröffnung: 21.03.2025 | Finissage: 06.04.2025

Öffnungszeiten:
Dienstag: 19-21 Uhr
Freitag: 19-21 Uhr
Samstag: 15-18 Uhr

sowie nach Vereinbarung.

Unsere Welt ist durchdrungen von digitalen Strukturen. Algorithmen berechnen, welcher Inhalt am besten zu uns passt und bestimmen, welche Nachrichten wir sehen. Wir bezahlen kontaktlos mit unseren Smartphones und teilen gleichzeitig in den sozialen Medien unseren Alltag mit der ganzen Welt. Digitale Technologien sind längst nicht mehr nur ein Werkzeug – sie sind Teil von uns. Sie lenken unsere Wahrnehmung, formen unser Gedächtnis und beeinflussen unser soziales Miteinander. Jeder Mensch, jede Datenspur, jede Interaktion ist ein Knotenpunkt in einem digitalen Netzwerk, das unsere Gegenwart definiert.

Die Duo-Ausstellung von Patricia Detmering und Dagmar Schürrer erkundet, wie diese Netzwerke unsere Kultur verändern, neue Perspektiven eröffnen und eine technologisierte Zukunft formen. Dafür schaffen sie digitale Bildwelten, in denen die Betrachtenden eintauchen und das Potenzial der Medien erleben.

Detmerings Installation erzählt Geschichte mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) neu. Das Umschreiben erzeugt zugleich Zukunftsvorstellungen – als wäre die Vergangenheit ein Code, den wir immer wieder überschreiben und neu generieren könnten. Dafür zieht sie unter anderem eine Erzählung der Historikerin und Feminismusforscherin Donna Haraway hinzu. In ihrer Arbeit untersucht sie die sichtbaren und unsichtbaren Zusammenhänge zwischen Biografien, Orten und Geschichten.

Schürrer hingegen untersucht Fragen zur Beziehung zwischen Natur, Kultur und Technologie. Ihre Arbeit greift den Grundgedanken der Symbiose auf als Verbindung zwischen Lebewesen. Dies verbindet sie mit dem Konzept neuronaler Synchronie als ein Angleichen der Hirnaktivitäten zweier oder mehrerer Personen. Im Kontext neuer Technologien stellt sie dar, wie wir zunehmend zu einer Einheit mit den digitalen Medien verschmelzen. Auf diese Weise hinterfragt sie die Grenzen zwischen dem Einzelnen und der Gemeinschaft, dem Mensch und der Technologie.

Beide Positionen eröffnen einen Raum, in dem sich digitale Medien nicht nur als technologische, sondern auch als soziale und kulturelle Kräfte entfalten. So entsteht eine künstlerische Reflexion über das Beziehungsgeflecht zwischen Mensch, Technologie und Umwelt. Die beiden Künstlerinnen laden zu einer Reise durch mögliche Zukunftswelten ein. Diese Welten sind geprägt von der Verschmelzung mit neuen Medien, die unseren Alltag bestimmen und erst mit Hilfe der Technologien entsteht. Dabei beeinflusst das, was verschwindet, unsere Welt genauso stark wie das, was neu hinzukommt. In diesem Spannungsfeld entstehen Netzwerke, die Natur und Technologie untrennbar miteinander verweben.

Ergänzend zu der Ausstellung gibt es ein Window Screening, in dem Videoarbeiten den Diskurs der beiden Künstlerinnen fortführen und zeigen, wie weit dieser technologische Einfluss fortgeschritten ist und auf welche Bereiche sich dieser auswirkt.

© Dagmar Schürrer

Dagmar Schürrer: Where does the rest of the world begin? (2024)
Digitale Animation mit Ton, 11:30 min, Mixed-Reality-Anwendung und 3D-Druck

In der Werkreihe Where does the rest of the world begin? (2024) tauchen die Betrachtenden in eine aus abstrakten und figürlichen Elementen zusammengesetzte Welt. Dagmar Schürrer reflektiert darin die Beziehung zwischen menschlichem Bewusstsein, natürlicher Umwelt und aktuellen Technologien. Sie bezieht sich auf das wissenschaftliche Konzept der Symbiose – also das Zusammenwirken unterschiedlicher Organismen und Systeme – und die Theorie der neuronalen Synchronität – der Korrelation und Kopplung der Hirnaktivität von zwei oder mehr Personen. Beide Ansätze überträgt die Künstlerin auf unsere Interaktion mit neuen Medien und die Verflechtung mit anderen Organismen.

Medien wie Smartphones, Tablets oder Laptops haben in unserem Alltag einen solchen Stellenwert eingenommen, dass eine symbiotische Beziehung zu ihnen entstanden ist, die unser Dasein nachhaltig verändert. So gehen wir nicht nur eine enge Beziehung mit diesen Geräten ein, sondern passen uns aufgrund der gemeinsamen Nutzung einander an. Dabei verschwimmen nicht nur die Grenzen zwischen Digitalem und Analogem, sondern auch zwischen Mensch und Technologie und damit zwischen Natur und Kultur. 

© Patricia Detmering

Patricia Detmering: past in progress (2022)
Film (Bitterfeld), Sandskulptur, AR Arbeit (iPad), Fotoserie (7 Fotos + Stahlnägel)

Die Installation von Patricia Detmering besteht aus manipulierten Fotografien, einem KI-generierten Film und einer Augmented-Reality-Umgebung (AR), die durch die Bodeninstallation aktiviert wird. Die einzelnen Werkbestandteile verbinden Abbildungen des physischen Raums mit digitalen Überlagerungen und virtuellen Bildern. Sie zeigen eine Gestalt, die zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Wesen changiert. In dieser künstlerischen Bearbeitung entsteht eine hybride Welt, die Elemente des Analogen mit dem Digitalen vereint.

Detmering beleuchtet in der Arbeit kritisch, wie Technologie Geschichte erzählt, sie neu ordnet und darüber Zukunftsvisionen entstehen. Für ihre Installation past in progress bezieht sie sich auf eine Erzählung von Donna Haraway. Die Autorin und Künstlerin ist bekannt für ihre Essays rund um Cyborgs und Mensch-Maschine-Hybride. In Bezug auf Haraway zieht Detmering den Feuersalamander als Modell heran, denn die Amphibie kann befruchtete Eier lagern. Diese Fähigkeit wäre im modernen, feministischen Diskurs durchaus von Vorteil. Gleichzeitig verbindet Detmering den in ihrer Heimat ausgestorbenen Feuersalamander und das Denkmodell von Haraway mit ihrer persönlichen Biografie. Damit verweist sie auf einen wichtigen Knotenpunkt im Netzwerk zwischen Mensch und Technologie. Hier treffen ökologische Nachhaltigkeit, Feminismus, Cyborgs und Raumtheorie aufeinander.

Window Screening:

Yvon Chabrowski
glitched filters | fluid masks (red green blue)
2024

Ornella Fieres
It seems to capture the beauty and majesty of nature
2023

Nadine Kolodziey
Root About
2022

Clemens Schöll & Ortrun Bargholz
How this media artist got discovered by the algorithm
2021/2024

Robert Seidel
HYSTERESIS
2021

Ivonne Thein 
TECHNO BODIES [VIDEO 5]
2022

Fotos der Vernissage

Ausstellungsansichten